
Statt Krise(n)
Das erste Kreativ-Frühstück seit beinahe zwei Jahren wollten sich viele Fachgruppen-Mitglieder nicht entgehen lassen. Das Café Edison war voll! Die […]

Das erste Kreativ-Frühstück seit beinahe zwei Jahren wollten sich viele Fachgruppen-Mitglieder nicht entgehen lassen. Das Café Edison war voll! Die Freude darüber, dass es dieses beliebte Format nun wieder regelmäßig geben wird, war bei „Stammgästen“ wie Newbies groß – wie auch bei Moderatorin Alexandra Fiedler-Lehmann. Gemeinsam mit der Soziologin und Psychotherapeutin Maga. Christina Svensson wurden Krisenbewältigungsstrategien besprochen.
Das ernste Thema spiegelte sich nicht in der Stimmung wider. Eine Momentabfrage über die Befindlichkeit der Anwesenden ergab ein überraschend positives Bild. Wobei die Zufriedenheit mit dem Business hörbar geringer bewertet wurde.
Zeit- und Energiefresser
Was den Fachgruppenmitgliedern – neben den großen Themen wie Klimakrise und Ukraine-Krieg– am ehesten psychisch zu schaffen macht, sind administrative Spießrutenläufe und überbordende bürokratische Anforderungen. Das laugt aus, insofern als einen die investierten Kräfte nicht weiterbringen. Das Bild der umgekehrten Rolltreppe auf der man stets weitersteigen muss, damit man auf derselben Höhe bleibt, war hier sehr passend.
Es wurde über die „gute Ermüdung“, die sich nach einer befriedigenden Erledigung und/oder Flow*-Erlebnissen einstellt und die „schlechte Erschöpfung“ gesprochen und darüber, dass man sich bewusst Regenerationszeit nehmen muss.
Selbstwirksamkeit als Krisenbewältigungsstrategie
Die Frage, ob Selbständige aufgrund ihrer psychischen Disposition im Sinne von Entrepreneurship besser mit Krisen umgehen können, wurde bejaht. Maga Christina Svensson begründete dies vor allem mit dem Erleben der Selbstwirksamkeit. Wenn wir uns ohnmächtig fühlen, ist die Suche nach unserem Einflussbereich sinnvoll, denn dort können wir tätig werden. So erzählte eine Teilnehmerin, dass sie die Website eines Ukraine-Hilfsprojektes gratis neu gestaltet hatte, um ihrem Gefühl der Ohnmacht angesichts des Krieges etwas entgegenzusetzen.
Let-it-be-Liste
„In Zeiten der Krise steigt das Bedürfnis nach einfachen Lösungen“, so Svensson.“ Doch die Freude wollte sie uns nicht machen. Im Gegenteil: „Leben wird nicht durch ein Mehr an Ressourcen (Ratschläge, Wissen) besser, sondern wenn sich die Beziehungsqualität verbessert. Die Art wie ich mir selbst begegne, die Art wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe, die Art wie ich mit meiner Arbeit in Beziehung stehe. Wie ich mich überhaupt zum Leben insgesamt verhalte … Insofern können wir vieles lassen und uns darauf konzentrieren, unsere Beziehungsqualitäten zu verbessern. Bei meiner Arbeit in einem Hospiz hat keine(r) der Sterbenden beklagt, zu wenig gearbeitet zu haben. Bereut haben diese Menschen nur, dass sie nicht mehr Zeit und Engagement in ihre Beziehungen investiert haben.“
Das Stichwort Beziehungsqualität griff die Moderatorin Alexandra Fiedler-Lehmann dankbar auf: „Auf Veranstaltungen wie dieser, wo wir uns auf Augenhöhe respektvoll aber empathisch austauschen, tun wir genau das. Vielleicht sind die Kreativ-Frühstücke auch deshalb so beliebt. Und nicht nur, weil es ein ausgezeichnetes Frühstück gibt 😉“
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Wer dieses und andere Veranstaltungen der Fachgruppe Werbung nicht versäumen will, lese aufmerksam den Newsletter der WKW.
Hier noch einige Literaturtipps von Maga. Christina Svensson
Rosa, Hartmut (2016): Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Rosa, Hartmut (2012): Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung. Berlin: Suhrkamp.
Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Schutzbach, Franziska (2021): Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit. München: Droemer HC.
Rogers, Carl, Schmid, Peter F. (1991, 18. Auflage): Person-zentriert. Grundlagen von Theorie und Praxis. Mainz: Grünewald
* Das Konzept des Flows wurde erstmals vom Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi veröffentlicht.
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