
Beeinflussen Public Relations die Weltpolitik?
Über diese Frage diskutierten vor rund 100 Besuchern Sergej NECHAEV, Botschafter der Russischen Föderation, Gregor RAZUMOVSKY, ehem. Berater des ukrainischen […]

Über diese Frage diskutierten vor rund 100 Besuchern Sergej NECHAEV, Botschafter der Russischen Föderation, Gregor RAZUMOVSKY, ehem. Berater des ukrainischen Ex-Präsidenten Wiktor Juschtschenko und Politikberater, Martin STAUDINGER, Leiter der Auslandsredaktion PROFIL und Bernhard KRUMPEL, Partner Chapter 4 und Berufsgruppensprecher PR-Berater im Fachverband Werbung und Marktkommunikation. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gudrun HARRER (Standard).
S.E. Sergej NECHAEV eröffnete die Runde mit einem klaren Statement:
„Selbstverständlich beeinflussen PR die Weltpolitik. Aber Politiker beeinflussen Massenmedien und damit wiederum die PR. Dadurch wird die Berichterstattung nicht einfacher gemacht.“
Um seine Meinung zu illustrieren nahm er als Beispiel den Ukrainekonflikt. Ein chinesisches Sprichwort sagt, dass es schwer ist eine schwarze Katze in einem dunklen Zimmer zu suchen, insbesondere wenn diese Katze nicht drinnen sitzt – genau genommen, wird, laut Nechaev, die schwarze Katze in Russland gesucht.
„Die meisten Berichterstatter, die bestimmt von politischen Initiativen bewegt sind, wollen gar nicht in die Wurzeln gehen und sich mit der ukrainisch-russischen Krise auskennen, und weigern sich in die Tiefe zu gehen und zu analysieren womit sie sich befassen.“
Begonnen hat die Krise aufgrund der Demonstration gegen die ukrainische Regierung. Dann wurde die Schuld auf Russland gelenkt. Auch in Bezug auf den Absturz der BOEING gab man Russland die Schuld, obwohl es bis heute keinen einzigen Beweis dafür gibt. Daher stelle sich die Frage: Wer beeinflusst die Berichterstattung? Dabei kommt sozialen Netzwerken wie z. B. Twitter zunehmend eine besondere Bedeutung zu.
Nechaev sagt, dass es fraglos kontraproduktiv ist, die Ukraine zu einer Entscheidung entweder für Russland oder für den Westen zu zwingen.
Anschließend fuhr Gregor RAZUMOVSKY fort. Als interessant empfindet er wie sich politische Propaganda entwickelt hat. Heutzutage geht alles subtiler, schneller, die Menschen kriegen mehr Information und fühlen sich dadurch besser informiert. Das ist aber nur scheinbar.
Es stellt sich vielmehr die Frage: Wer hat Interesse welche Seite zu manipulieren? Es sind nicht nur Politiker die manipulieren, darüber hinaus sind es Interessenvertretungen, Außenministerien etc. Infolgedessen ist es wichtig zu hinterfragen in welcher Weise sich die Mittel verändert haben und wo die Grenzen sind?
Die Menschen erwarten schnelle Informationen. Um das zu liefern, müssen Journalisten vor Ort sein und schnelle Entscheidungen treffen können. Sie stehen dann vor der Entscheidung, welche Seite als gut und welche Seite als böse dargestellt wird. Obwohl dies oft schwierig ist, erwartet die Redaktion zu Hause einen Bericht, und somit wird dieser automatisch verzehrt.
Martin STAUDINGER meint, dass es die Einflussnahme von PR auf Konflikte schon immer gegeben hat. Nunmehr entsteht ein Paradigmenwechsel. Mittlerweile bieten soziale Netzwerke die Möglichkeit Politiker und Journalisten persönlich zu adressieren und zu attackieren, Identitäten und Agenden zu verschleiern. Und genau das ist der Fall im ukrainisch-russischen Konflikt: Der Nachrichtenfluss ist sehr schnell, die Medien kommen nicht mehr mit der Recherche nach. Das führt dazu, dass Fehler gemacht werden und daraus entsteht der Vorwurf man würde nicht tiefgehend genug berichten. Für Journalisten heißen die großen Herausforderungen „Informationsflut, Manipulation und sinkende Ressourcen“.
Staudinger ergänzt, dass es schwer ist abzuschätzen was tatsächlich stimmt, da ein Gerücht nach dem anderen gestreut wird.
Bernhard KRUMPEL, brachte zum Ausdruck, dass Politik und PR „verheiratet“ sind, vor allem in demokratischen Gesellschaften. Man kann diese beiden Puzzleteile nicht voneinander trennen kann.
Österreich hat – laut einer aktuellen Umfrage des Instituts „Meinungsraum“ – Neutralität im Blut. Die Studie von Meinungsraum besagt, dass die österreichische Bevölkerung kein Vertrauen in die Medien hat, der Großteil der Berichterstattung sei manipulativ. Die höchste Vertrauensquote hat der ORF. „YouTube hat sicher an Bedeutung gewonnen“ erinnert Krumpel an diverse Telefonmitschnitte, die via diesem Channel publik gemacht wurden.
Abschließend stellte sich das Podium noch den Publikumsfragen, nach insgesamt zwei Stunden wurde die Diskussion schließlich von der strengen Moderatorin Gudrun Harrer beendet.
Der Medientalk „Beeinflussen Public Relations die Weltpolitik“ war eine Veranstaltung der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien in Kooperation mit dem Fachverband für Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Österreich.
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